Gerade hatte ich meine erste Einzelstunde Musiktherapie und es war sehr emotional für mich. Schon beim Sonntags-Klavierkonzert am letzten Wochenende hatte ich gemerkt, dass ich Musik mit dem CI nun wieder besser und tiefer wahrnehmen kann. Die Stücke, die die phantastische Pianistin vortrug – allesamt sehr anspruchsvoll und aus dem Gedächtnis gespielt – bescherten mir eine Gänsehaut nach der anderen.
In der heutigen Einzelsitzung habe ich zunächst einmal alle Töne des Klaviers nacheinander angeschlagen, von der Mitte nach oben und dann ebenso nach unten. Nach meiner Erstanpassung hatte ich dies zuhause bereits ausprobiert und es klang schrecklich. Die drei höchsten und die drei tiefsten Oktaven klangen damals alle gleich scheppernd, ich konnte keinen Unterschied zwischen den Tönen erkennen. Heute war für mich jeder Ton differenzierbar sogar im Halbtonbereich konnte ich Unterschiede wahrnehmen. Es klang wunderbar.
Dann habe ich die zwei einzigen Stücke, die ich ansatzweise beherrsche (Die Gymnopädie Nr. 5 von Eric Satie und Martha von Tom Waits) auf dem Klavier gespielt. Bei Martha hat die Therapeutin auf der Querflöte dazu improvisiert. Der Klang der Musik war für mich ein wunderbares Erlebnis. Aber dann kam das Wunder. Ich probierte die Gitarre aus. In den letzten 20 Jahren konnte ich die Gitarre nicht mehr über das Gehör stimmen sondern musste immer ein Stimmgerät benutzen. Heute schlug ich die Saiten nacheinander an und hörte die Schwebungen. Das Instrument war verstimmt. Ich ging Saite für Saite durch und hatte die Gitarre schnell und ohne überlegen zu müssen gestimmt. Ich hörte wirklich, ob die jeweils zweite Saite etwas zu tief oder zu hoch war und konntes es spontan korrigieren. So leicht war mir das Stimmen in meinem ganzen Leben noch nie gefallen.
Da war er wieder: der “Glücksmoment” mit Gänsehautgarantie!