Ja, so wie es mir schon anfangs in Aussicht gestellt wurde, kann ich tatsächlich morgen wieder nach Hause zurück. Meine Vorstellung, ich würde morgen frohgemut ins Auto steigen, war jedoch allzu optimistisch. Wegen des Schwindels, der mich warscheinlich an den nächsten Baum lenken würde, darf ich nicht selber fahren und muss stattdessen abgeholt werden.
Heute wurde mir endlich der Zugang für den Tropf abgenommen. das hatte ich ungeduldig erwartet, denn in dieser Hinsicht bin ich leicht traumatisiert. Schließlich habe ich vor 25 Jahren zwei Wochen wegen einem Hörsturz in der Uniklinik in Bonn verbracht und während dieser Zeit, 14 lange Tage den gleichen Zugang im Handrücken behalten.
Morgen bekomme ich noch einen feinen “Ausgeh-Verband”, ein letztes Gespräch mit den Sationsärzten und meinen Entlassungsbrief. So treibe ich heute unaufhaltsam dem Moment entgegen, wenn sich die Tür der Klinik wieder hinter mir schließen wird. Dann kommt die lange Phase der “Heilwerdung”. Vier bis sechs Wochen wird es wohl dauern, bis zum ersten Mal der Prozessor mit meinem Implantat Verbindung aufnehmen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt muss alles soweit verheilt und stabil sein, daß der Startschuss für die Erstanpassung fallen kann. Auf diesen Tag freue ich mich genauso, wie ich, das muss ich zugeben, auch Angst davor habe. Wie wird das werden? Was erwartet mich? Wie beschwerlich wird die weitere Reise? Doch ich mache mir Mut mit dem Gedanken, dass ich nun – so monaural – noch nicht einmal mehr Bahnhof verstehe.
Am Mittwochabend habe ich auch wieder Chorprobe. Ich bin gespannt, ob ich da viel mitmachen kann. Letzten Mittwoch, am Abend vor meinem ersten Kliniktag, hatten wir, statt der Probe einen tollen Auftritt in der Lebenshilfe in Flammersfeld.
Die Tage nach der OP habe ich mir leichter vorgestellt, mit dem lähmenden Schwindel habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, er drückt mir auf’s Gemüt. Das Krankenhaus, so nett hier alle sind, trägt dazu aber auch sein Teil bei und umso mehr freue ich mich auf zuhause.