Ganz zufällig habe ich diesen beeindruckenden Kurzfilm entdeckt, den ich hier gerne weiterempfehlen möchte. Unbedingt die Untertitel einschalten!
Libby ist ein 6-jähriges Mädchen in einer englischen Familie. Sie hat zwei ältere Geschwister die mit Ballett und Chorproben und vorallem mit ihren besonderen Leistungen in der Schule beschäftigt sind. Die Eltern sind stolz auf sie und fördern sie, wo sie nur können. Darüber vergessen sie die kleine Libby, die von alledem nichts versteht, denn sie ist gehörlos. Emotional und kommunikativ wird sie völlig alleingelassen und spielt am Rande der Familie nur eine unbedeutende Rolle. Die Eltern haben ihre Gehörlosigkeit erst in ihrem dritten Lebensjahr entdeckt und die Mutter Sue redet sich ein, dass Libby durch Lippenlesen vollständig am Geschehen des Familienlebens teilnehmen kann, der Vater Paul nimmt von Libby gar keine Notiz und verweigert jegliche Anteilnahme.
Kurz vor Libbys Einschulung kommt die junge Joanne in die Familie, um Libby für die Regelschule fit zu machen. Joanne schafft es schnell eine Beziehung zu Libby aufzubauen indem sie ihr spielerisch die Gebärdensprache beibringt und ihr vorallem viel Aufmerksamkeit schenkt. In Joannes Gegenwart entwickelt Libby eine ungekannte Lebendigkeit, die auch ihren Bruder dazu bewegt, sich von Joanne einige Gebärden zeigenzulassen.
Zufällig erfährt Joanne, dass Paul nicht Libbys leiblicher Vater ist und ihr Großvater bereits von Geburt an gehörlos war. In einem Gespräch mit der Mutter versucht Joanne sie davon zu überzeugen, dass es für Libby das beste wäre, wenn auch die Familie Gebärdensprache erlernen würde. Doch die Mutter schiebt fadenscheinige Gründe vor und verweigert sich den Argumenten. Sie besteht darauf, dass Libby das Lippenlesen und die Lautsprache erlernen solle, weil in der künftigen Schule niemand gebärdet und es auch keinen Dolmetscher geben wird. Wenig später teilt sie Joanne telefonisch mit, dass ihre Arbeit mit Libby beendet sei.
Ich fand diesen Film sehr bewegend und er ließ mich ratlos zurück, denn er macht doch sehr deutlich, wie wichtig es ist, Gehörlosigkeit angemessen zu begegnen. In unserer lautsprachlich geprägten Gesellschaft stehen Gehörlose auch heute noch einer schier unüberwindlichen Barriere gegenüber.
Die Hauptdarstellerin Maisie Sly ist selbst gehörlos. Im Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie fünf Jahre alt und kommunizierte in British Sign Language. Der Film gewann 2018 den Oscar für den besten Kurzfilm.