Es wird Zeit für eine Zwischenbilanz. Seit etwas mehr als zwei Jahren trage ich nun mein CI und komme immer besser zurecht. Die Entscheidung für das CI bereue ich keine Sekunde und ich bin sehr froh, dass es diese tolle Technik gibt. Dennoch wird es noch etwas dauern, bis ich auch mein linkes Ohr verkabeln lasse. Mein Ohr mit Hörgerät ist schon lange nicht mehr mein besseres Ohr, aber es liefert mir beim Musikhören immer noch die tiefen Schallanteile, die ich mit dem CI nicht hören kann. Seit etwa einem Jahr streame ich beim Fernsehen immer nur auf mein CI-Ohr. Zwar habe ich dabei immer Untertitel eingeschaltet, trotzdem habe ich das Gefühl, dass das ein gutes Hörtraining ist. Klanglich erscheint es mir mittlerweile sehr natürlich und auch das Verstehen fällt mir inzwischen leichter. Till Schweiger ohne Untertitel habe ich aber noch nicht geschafft ;-) Seit meinem letzten Beitrag zu meinem CI ist viel passiert und ich habe es einfach nicht geschafft, weiterzuschreiben. Im Herbst 2019 habe ich meinen Job bei Vitakustik gekündigt, weil der Mutterkonzern Sonova die beiden Hörakustik-Ketten Vitakustik und Geers verschmelzen wollte. Ich wollte noch nie bei Geers arbeiten und habe mich daher für die Selbstständigkeit entschieden. Am 1. Februar 2020, pünktlich zum Beginn der Coronakrise, habe ich mein eigenes Hörakustik-Fachgeschäft in Altenkirchen eröffnet. Trotz aller Widrigkeiten bin ich sehr glücklich mit diesem Schritt, aber es ist natürlich viel Arbeit, Geld und vor allem Zeit in den Aufbau geflossen. Im Herbst des letzten Jahres merkte ich, dass eine Neueinstellung meines CIs dringend notwendig wird, denn das Hören hatte sich verschlechtert und es haben mich einige Dinge arg gestört. So gab es Geräusche, die bei mir Schwindel auslösten, andere wiederum lösten den Stapediusreflex aus, was sehr unangenehm ist, weil dieses Zucken immer in beiden Ohren stattfindet. Als CI-versorgter Akustiker arbeite ich natürlich daran, auch selbst die Lizenz zum Einstellen von CIs zu bekommen. Das ist gar nicht so leicht, weil der Markt stark reglementiert ist und man eine gewisse Anzahl von CI-Kunden/Interessenten vorweisen und natürlich auch die notwendigen Schulungen absolviert haben muss, um zugelassen zu werden. Auf meinem Plan hierfür steht seit geraumer Zeit auch eine Hospitation in einer CI-Klinik, bei der man den Chirurgen bei Operationen und den Audiologen bei Erstanpassungen und Einstellungen über die Schulter schaut. Das musste ich aus Zeitmangel und wegen Corona leider immer wieder verschieben. Im Januar besuchte mich also ein Außendienstler für eine Praxisschulung in meinem Geschäft und so ergab sich die Gelegenheit quasi an der eigenen Cochlea zu üben. Bei CIs von AB gibt es immer diese Testung, bei der man die Lautstärke verschiedener Frequenzen auf ein angenehmes Maß einstellen muss. Bei dieser Kontrolle zeigte sich, dass bei mir ein tiefer Ton in der ursprünglichen Einstellung starke Schmerzen im Kopf und Drehschwindel verursachte und ein hoher Ton löste den Stapediusreflex aus. Nach der Neujustierung aller Töne und des Schwellenwerts für leise Eingänge klang mein CI erheblich ruhiger und angenehmer. Das Sprachverstehen war wieder deutlich verbessert. Ein schöner Nebeneffekt: Wenn ich die Spule morgens an meinen Kopf hänge, erscheint mein Tinnitus wie ausgeschaltet. Also insgesamt eine positive Veränderung in jeder Hinsicht. Im Februar gönnte ich mir dann nochmal eine Blockwoche in St. Wendel. Das Wetter war februarmäßig kalt und regnerisch. Wegen Corona mussten alle Neuanreisenden zunächst, bis zur Bestätigung eines negativen Tests, in Zimmer-Quarantäne bleiben. Ich hatte Glück, denn am Tag vor meiner Fahrt nach St. Wendel hatte ich mir auf meiner Hörgeräteseite eine Beule im Gehörgang operativ entfernen lassen. Aufgrunddessen konnte ich einen frischen Coronatest vorweisen und war von der Einzelhaft befreit. Daher durfte ich zwar mein Zimmer verlassen, trotzdem war es aber ziemlich langweilig in der Klinik. Beim Essen musste man Abstand halten und konnte sich kaum unterhalten, der Wendelinushof war geschlossen (es gab also kein Mannebacher) und auch die üblichen Anlaufstellen in St. Wendel City waren geschlossen. Sogar das Hörtraining in der Gruppe war wegen der Hygiene- und Schutzmaßnahmen eintönig. Lediglich das Einzeltraining mit meiner Audiotherapeutin hat mal wieder Spaß gemacht. Weil auch der Musikraum für mich nicht zugänglich war, blieb fast nur die Möglichkeit, den Rest des Tages mit Lesen zu verbringen oder auf Netflix den ein oder anderen Film zu schauen. Meine Ergebnisse beim Sprachtests waren so gut, dass wir die Einstellung des CIs nur minimal angepasst haben. Die von mir gefühlten Defizite, nämlich, dass ich gewisse Konsonanten nicht eindeutig auseinanderhalten kann, wenn ich einzelne Wörter ohne Kontext zu verstehen suche, ist wohl nur Jammern auf aller höchstem Niveau. Damit muss ich mich erst einmal zufriedengeben. Hoffentlich haben wir im Herbst Corona soweit überwunden, denn ich würde dann gerne wieder nach St. Wendel. Vor Kurzem wurde das neue Marvel-CI von Advanced Bionics für den deutschen Markt freigegeben. Ich bin ganz gespannt darauf, denn ich will es natürlich so schnell wie möglich ausprobieren. Mit dem dazugehörigen Naída-Link-Hörgerät könnte ich endlich in den Genuss einer binauralen Bluetooth-Anbindung kommen. Darüber hinaus erhoffe ich mir ein wesentlich verbessertes Verstehen im Störgeräusch. In lauten Situationen und klanglich hat die alte Quest-Serie erhebliche Mängel, schließlich ist sie auch schon drei Chip-Generationen alt. Ich werde berichten, wenn es so weit ist.
Hallo Axel,
schön das alles soweit geklappt hat und das du damit zufrieden bist. Habe beim Krell neue Hörgeräte gekriegt, und bin froh diese Entscheidung gemacht zu haben. CI kann bei mir noch warten!
VG Frank Heidger
Hallo Axel,
es ist schön, dass Du beruflich Deinen richtigen Weg gefunden hast. Auch freut es mich, dass Du eine gute Entwicklung mit Deinem CI genommen hast. Herzlichen Glückwunsch und weiter so. Bis zum nächsten Mal, ob digital oder persönlich…
Gruß
Roland